Die Schuh-Liebhaberin Ena Ringli hat sich mit ihrem Start-Up yép selbständig gemacht und produziert qualitativ hochwertige Schuhe. Die gelernte Schuhmacherin sowie Diplomingenieurin in Schuh- und Ledertechnik, kreiert durch die Kombination von Erfahrung und Leidenschaft, stilvolle Schuhe mit Schweizer Qualität. Das Startnetzwerk Thurgau hat die Gründerin interviewt.
Aus einem Bedürfnis entsteht oftmals eine Geschäftsidee. Wie kamst du auf die Idee ein Start-Up im Bereich Schuhproduktion zu gründen?
Ich habe bereits auf der ganzen Welt in verschiedenen Produktionsstätten sowie in verschiedenen Preisklassen gearbeitet, oft in mehreren Ländern pro Woche. Dadurch war das Hotelzimmer jahrelang mein Zuhause. Dies wollte ich ändern. In der Schweiz gibt es nicht mehr viele Produktionsstätten für Schuhe, der Markt ist stark konzentriert und meiner Meinung nach geht dadurch das Wissen sowie das Handwerk verloren, was ich mit meinem Start-Up ändern will.
Wie kann man Schuhe bei yép kaufen?
Wenn man aus der Region Thurgau kommt, hat man die Möglichkeit mich in meinem Werkstatt-Geschäft in Weinfelden zu besuchen wo die gesamte Kollektion ausgestellt ist, sowie das Lederlager besichtigt und daraus ausgewählt werden kann. Für Kunden die nicht aus der Region sind, habe ich eine Website mit Webshop aufgebaut, auf welchem man einen kleinen Teil meiner Kollektion bestellen kann. Besonders Kunden, welche bereits Schuhe bei mir gekauft haben, nutzen den Webshop. Ausserdem bin ich mehrmals pro Jahr an Messen und Events, an welchen man Schuhe bestellen sowie auch kaufen kann. Die Lieferzeit der Schuhbestellung beträgt aktuell zwischen vier und sechs Wochen.Dadurch, dass ich oft in direktem Kontakt mit dem Endkunden stehe, kann ich Feedbacks direkt aufnehmen und in meine Kollektionen einfliessen lassen.
Was hebt yép deiner Meinung nach von deinen Mitbewerbern ab?
Einerseits ist es so, dass es in der Schweiz nicht viele Mitbewerber in dieser Branche gibt. Besonders klein ist der Markt für Damenschuhe. Bei den Herrenschuhen habe ich ganz bewusst eine Linie gewählt, welche konventioneller als jene meiner Mitbewerber ist. Es gibt nicht viele Produzenten in der Schweiz, welche Herrenschuhe in einer Qualität herstellen wie yép dies anbietet. Die meisten Konfektionsmass-Anbieter produzieren in Italien oder Portugal. Auch ich habe einen Teil meiner Produktion ausgelagert. Ich arbeite mit einem Familienunternehmen aus der Schuhstadt Vigevano, welches mich bei der Produktion unterstützt. Der springende Punkt für die Gründung meines Start-Ups yép ist jedoch, dass ich den Kunden einen bestimmten Bezug zum Produkt, welcher über Jahre bestehen bleibt, mitgeben möchte. Aufgrund des gewinnmaximierenden Marktes, bei dem es um schnelle Käufe sowie Wiederkäufe geht, ohne dass ein Produkt repariert werden kann, geht der Bezug zu einem Produkt immer stärker verloren. Für mich ist es besonders positiv, dass ein so grosses Interesse für meine Idee besteht und ich so viele tolle Menschen kennen lernen darf.
Stichwort «Das Rad zum Rollen bringen.» Welche Herausforderungen beschäftigen dich seit der Gründung deines Unternehmens yép nach wie vor und welche Unterstützung-/en haben dir dabei geholfen?
Die Gründe, weshalb es nicht mehr viele Schuhhersteller in der Schweiz gibt, sind vielseitig. Ein Schuh ist sehr ressourcenaufwendig. Die Herstellung eines Schuhes dauert durchschnittlich einen Arbeitstag und zudem ist der Lederpreis hoch. Dadurch, dass ich keine Zwischenhändler habe, kann ich diese Balance jedoch besser stemmen. Als selbstständige Gründerin muss ich zudem einen hohen zeitlichen Aufwand für Tätigkeiten aufwenden, welche nicht meinem Kerngeschäft zuzuordnen sind.
Was bedeutet dir die Nomination für den Preis des STARTawards 2020?
Natürlich ist diese Plattform gut für die Bekanntheit des Start-Ups yép. Es ermöglicht mir Medienauftritte und Menschen kommen mit yép in Berührung. Schlussendlich ist es eine Steigerung des Bekanntheitsgrads. Wie es weitergeht sieht man erst in ein bis zwei Jahren. Es ist sehr schön, dass mich der Kanton Thurgau so unterstützt und mir dadurch Wertschätzung entgegenbringt.
Du hast bereits einen Kundenstamm aufbauen, eigene Kollektionen entwickeln sowie eine Website inklusive Webshop lancieren können. Was sind deine Ziele für das Jahr 2020?
Letztes Jahr habe ich hohe Investitionen getätigt und mir Maschinen gekauft um effizienter produzieren zu können. Dieses Jahr möchte ich mir Zeit nehmen, diese Maschinen in die Produktion einzuführen um diese besser zu nutzen. Andererseits bin ich dabei eine neue Leiste zu produzieren, einen Damenschuh der komplett in der Schweiz produziert wird. Um dieses Konzept weiter voranzutreiben werde ich verschiedene Messen besuchen, welche das Thema Made in Switzerland aufnehmen. Auf Administrationsseite prüfe ich Kundensysteme um das weitere Wachstum sicherzustellen. Von einem solchen System erhoffe ich mir ein Fundament aufzubauen, um in einem nächsten Schritt gewisse Arbeiten, welche nicht meinem Kerngeschäft zuzuordnen sind, auszulagern.
Hier erfährst du mehr über Yép.
Sina Lutz - 22.01.2020