Lieber Till, du hast bereits zwei Unternehmen gegründet. Was für zwei Unternehmen sind das?
Mein erstes Start-up, das ich direkt nach meinem Mediendesign-Studium gegründet habe, heisst inlume . Hier haben wir die LumeTour, eine eigene Plattform für interaktiven Film entwickelt. Die Zuschauer können direkt mit dem Video interagieren, um schneller die für sie relevanten Informationen zu finden. Damit konnten wir verschiedene Projekte realisieren, etwa einen Umbau und die Digitalisierung der Dauerausstellung „Hüben & Drüben“ (Kreuzlingen & Konstanz) des Museum Rosenegg in Kreuzlingen. Mitte letzten Jahres entstand das neue Start-up Memoro, welches Zeit spart bei den lästigsten Aufgaben: Mitschreiben, Dokumentieren, Protokollieren. Durch neueste KI-Technologie wird jegliche Sprache automatisch mitgeschrieben und zusammengefasst. Die Vorteile: Volle Konzentration auf den Moment, objektives Protokollieren, direktes Teilen der Informationen und vor allem mehr Zeit für die wesentliche Arbeit. Die App kann kostenlos heruntergeladen werden auf www.memoro.ai.
Was hat dich dazu gebracht, inlume und Memoro zu gründen und den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen?
Ich bin bereits seit ich 16 bin selbständig und habe mit 20 die erste Unternehmung gegründet. Angefangen mit einem Tonstudio, über das Produzieren von Filmen, zum Entwickeln von Software. Ich hatte schon immer den Wunsch, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, um die Freiheit zu haben, zu experimentieren und Neues zu schaffen.
Bist du immer noch in beiden Jungunternehmen aktiv?
Inlume ist aktuell am Schlummern, um den vollen Fokus auf Memoro richten zu können. Wir planen gerade die Verbindung beider Lösungen. Die Vorteile von KI aus Memoro in die LumeTour zu integrieren und Memoro durch den Content Video zu erweitern.
Welche Erfolge durftest du bereits als Gründer feiern?
Mit inlume konnten wir einige tolle Projekte realisieren, darunter drei Projekte für das Museum Rosenegg, auf die wir besonders stolz sind. Mit dem Team von Memoro konnten wir den Open Data Hackathon in St.Gallen letztes Jahr gewinnen und haben gerade das Mindelseestipendium gewonnen. Für uns am allerwichtigsten: Memoro hat bereits 240 Nutzende und die ersten Pilotkunden im Handwerk und der Pflege.
Gab es nebst den Erfolgen auch Herausforderungen, welche du zu meistern hattest oder immer noch zu bewältigen sind?
Die grösste Herausforderung ist das ständige Fokussieren auf das Wesentliche. Es gibt extrem viele Ideen, die alle gut klingen, oft aber den Nutzenden nicht helfen. Der direkte Draht zu den Kunden und das kontinuierliche Feedback sammeln ist hier essenziell. Ausserdem steht natürlich immer die Frage der Finanzierung im Raum und es gilt, das Team auszurichten, damit alle am gleichen Strang ziehen.
Bei welchen Schritten durfte dich das Startnetzwerk Thurgau begleiten?
Das Startnetzwerk Thurgau war eine wichtige Stütze für uns. Zum einen konnten auf den Events tolle neue Kontakte geknüpft werden und Ideen validiert oder kritisch betrachtet werden. Zum anderen durften wir auf verschiedenen Messen über das Startnetzwerk Thurgau ausstellen.
Wie konntest du im Allgemeinen vom Startnetzwerk Thurgau profitieren und welche Anlässe besuchst du gerne?
Mein Lieblingsanlass ist das Grillieren im Sommer. Grundsätzlich sollte das Startnetzwerk Thurgau der erste Anlaufpunkt sein für jede Person mit Gründungsvorhaben im Thurgau. Die erfahrenen Coaches stellen die richtigen Fragen und bieten den, oft so wichtigen, Aussenblick. Das Team unterstützt bei jeglichen Angelegenheiten und nach jedem Treffen ist man motiviert und inspiriert.
Was sind deine nächsten Schritte?
Mit Memoro konnten wir nun über ein Stipendium eine Finanzierung für ein Jahr gewinnen. Aktuell starten wir mit unseren ersten Pilotkunden aus dem Handwerk und der Pflege, um ihnen mit Memoro die Protokollierungsarbeit zu erleichtern. Grosser nächster Schritt ist der offizielle Release im App-Store und das gezielte anpassen der Applikation für spezialisierte Anwendungsfälle.
Kommen wir zur letzten Frage: Was sind deine Learnings? Gibt es etwas, was du nun anders machen würdest oder allenfalls genau gleich?
Etwas rückblickend zu verändern, fällt schwer: Durch jeden Rückschlag ist viel gelernt. Wieder aufzustehen, sich auch über Durststrecken hinweg zu motivieren und natürlich etwas zu ändern. Für ein erfolgreiches Gründungsvorhaben sind so viele verschiedene Bereiche relevant, dass es sehr hilft, ein starkes Netzwerk um sich zu haben. Wenn die eigene Idee einen selbst antreibt und eine starke Botschaft hat, dann begeistert sie auch andere.
25.März 2024 - Fränzi Bachmann