Aufgewachsen ist Alex in einem kleinen Dorf bei Aachen, in Deutschland. Früh zog es dort jedoch weg. Nach der Schule verbrachte er ein knappes Jahr in Australien und studierte im Anschluss Betriebswirtschaft an der Maastricht University. Den beruflichen Einstieg machte Alex bei der Bosten Consulting Group. Kurz darauf startete er auch schon mit dem Unternehmertum. Zusammen mit der Erfinderin, zwei Professoren und einem Kollegen von BCG (Bosten Consulting Group) gründete Alex Adhesys Medical – Eine Firma im Bereich der medizinischen Wundkleber, welche die Gruppe aufbaute und in 2017 an einen Pharmakonzern veräußerten.
Lieber Alex, was hat dich dazu gebracht, dich selbständig zu machen?
Den Drang zu gründen verspürte ich schon früh – vielleicht motiviert durch meinen Onkel, der einen mittelständischen Software-Konzern aufgebaut hat. Die passende Idee oder Technologie, für die ich alle Alternativen fallen lassen würde, fehlte mir jedoch. Vielleicht war es aber auch der Mut, der fehlte. Denn eine Gründung gleich nach der Uni stand im Raum. Der «traditionelle« Start, bei der BCG, erschien mir dann aber attraktiver.
Was reizt dich persönlich am Unternehmertum am meisten?
Zu entscheiden, was wichtig ist und dies dann auch verfolgen zu können. Der unumgängliche Zwang in einem Start-up immer primär über die Sache zu sprechen und nicht durch Konzernpolitik oder Befindlichkeiten verlangsamt zu werden.
Cellvie – Was heisst das und um was geht es?
cellvie ist eine Zusammensetzung aus dem englischen Wort für Zelle – cell - und dem französischen Wort für Leben – vie. Denn das Leben der Zelle wollen wir retten, bzw. positiv beeinflussen. Dazu transplantieren wir Mitochondrien, die Kraftwerke der Zelle, in Zellen, die krankheitsbedingt beeinträchtigt sind. Ziel ist es, den Zellenergiemetabolismus wiederherzustellen. Erste Anwendungen werden im Rahmen von Organtransplantationen und Herzinfarkten sein, wo die Mitochondrien in den betroffenen Zellen, durch den unterbrochenen Blutfluss, Schaden nehmen. Wenn es uns gelingt diese Zellen zu retten, retten wir Leben und etablieren damit Mitochondrien als neuartigen Behandlungsansatz – und darum geht es uns.
Was waren eure grössten Herausforderungen?
Eine der größten Herausforderungen war und ist es Investoren und mögliche Industriepartner davon zu überzeugen, dass Mitochondrien ein therapeutisches Potenzial besitzen. Speziell im Bereich der Ischämie- und Reperfusionsschäden – einem Forschungsgebiet, in dem viele Firmen oft sehr spät in der Entwicklung gescheitert sind. Wir wollen eben einen neuen Behandlungsansatz begründen – da gilt es einiges an Skepsis zu überwinden.
Nebst vielen Herausforderungen gibt es auch immer wieder Erfolge. Was war dein grösster Erfolg?
Mit cellvie war, neben der erfolgreichen Finanzierung und spannenden Erkenntnissen, die wir in den letzten Monaten gewonnen haben, besonders der Aufbau des Teams der größte Erfolg. Ich schätze mich sehr glücklich mit einer so talentierten und motivierten Gruppe arbeiten zu können.
Was sind euer Lessons Learned aus der Firmengründung?
Lessons learned sind oft sehr kontextabhängig, aber hier sind ein paar, von denen ich glaube, dass sie auf die meisten Start-Ups zutreffen.
- Mitarbeiterauswahl ist eine der entscheidendsten Erfolgsfaktoren- man sollte sich also ausreichend Zeit nehmen, bei den Kandidaten kritisch sein und immer auch bereit sein eine Fehlentscheidung zu korrigieren (so schwer es auch manchmal sein mag).
- Aktivitäten dauern meist länger und sind teurer, als man denkt – Planen (und kommunizieren) mit Puffer ist empfehlenswert
- Wehret den Anfängen: das gilt für das Aufsetzen wichtiger Projekte – wie zum Beispiel dem Aufbau einer Lieferkette – wie auch für die Organisation und Anteilsverteilung unter den Gründern. Auch in einem Start-Up können Realitäten, wenn sie einmal geschaffen sind, schwer umzukehren sein.
Zum Schluss, was gibst du anderen Startups mit auf den Weg?
Zwei der wichtigsten Treiber für den Erfolg sind, neben der Mitarbeiterauswahl, meines Erachtens nach, Einsatz und Unermüdlichkeit. Wenn es einfach wäre, könnte es ja jeder machen. Wenn ihr also nach etwas Besonderem strebt, wird das nicht ohne Aufwand, Ablehnung und manchmal auch Reibung möglich zu machen sein.
Sucht euch Hilfe, für die ihr nicht bezahlen müsst. Zum Beispiel Gründer, die in eurem Bereich schon erfolgreich waren, oder Experten aus der Industrie, die aufrichtiges Interesse an eurer Lösung haben. Diese Mentoren sind Gold wert und oft leichter zu erreichen, als man denkt. Einfach mal anschreiben.