Das Thurgauer Software Start-up 1LIMS, welches es sich zum Ziel gesetzt hat, neue Massstäbe in der Digitalisierung und Automatisierung der Qualitätssicherung innerhalb des Labors zu setzen, ist für den START Award 2020 nominiert. Das Startnetzwerk Thurgau hat Philipp Osterwalder, Leiter Produktentwicklung, interviewt.
Aus einer Not entsteht oftmals eine Geschäftsidee. Wie sieht die Entwicklung beginnend bei eurer persönlichen Herausforderung hin zu deiner eigenen Idee und schliesslich zur Selbstständigkeit aus?
Durch meine Arbeit als Chemielaborant und aus Erfahrungen während meines Studiums als Umweltingenieur ist mir aufgefallen, dass bei den Qualitätsprozessen bei den meisten Firmen - und vor allem in der Lebensmittelindustrie - noch analog oder mit diversen Medienbrüchen (Excel, Mail, Papier etc.) gearbeitet wird. Durch die fehlende Digitalisierung werden Arbeitsprozesse unnötig aufwendig, es fehlt an klarer Transparenz und Rückverfolgbarkeit. Zudem können die Daten nicht ausgewertet werden, was eine mögliche Prozessoptimierung erschwert oder sogar verhindert. Gemeinsam mit meinem Mitstudent Alban Muret und der Technologie-Agentur Modeso, welche von Jonas Greminger und Samuel Schmid 2013 gegründet wurde, haben wir den Markt weiter analysiert. Bei der Analyse wurde klar, dass es zwar bereits diverse Lösungen auf dem Markt gibt aber, dass diese meist sehr teuer und starr sind. Entsprechend sind wir zum Schluss gekommen, dass es eine einfache, leistungsstarke und kostengünstige Software-Lösung zur Digitalisierung der Qualitätsprozesse braucht.
Nachdem wir den Prototypen entwickelt haben und viele positiven Rückmeldungen von Testern auf unsere Software erhalten haben, entschlossen wir uns, das Produkt bis zur Marktreife weiterzuentwickeln und zu lancieren.
Wie läuft die Kontaktaufnahme bzw. die Abwicklung eines Geschäfts bei euch ab?
Der Erstkontakt läuft meistens über eine Mail oder ein Telefonat mit der verantwortlichen Person für die Qualitätsprozesse oder für das Labor. Im ersten Gespräch versuchen wir immer zu verstehen, wie der Kunde arbeitet, wie weit seine Prozesse bereits digitalisiert sind und was er optimieren möchte. Beim ersten Austausch teilen wir gerne auch Erfahrungsbeispiele, damit der Kunde sieht, dass viele Firmen dieselben Probleme haben und dass sie gelöst werden können.
Habt ihr starke Konkurrenz? Falls ja, was hebt euch von euren Wettbewerbern ab?
Wir haben mit 1LIMS das Rad nicht neu erfunden und es gibt diverse Softwarelösungen, welche dieselben Prozesse abbilden können. Aber die meisten Lösungen sind sehr teuer und unflexibel. Wir bieten mit unserem Konfigurationsansatz und Plug&Play Funktion grösstmögliche Flexibilität in der Anwendung und somit eine einfache, leistungsstarke, und kostengünstige Lösung für alle QS/QM Prozesse - egal ob für KMU oder Grossunternehmen.
Das Rad zum Rollen bringen. Welche Herausforderungen beschäftigen euch seit der Gründung eures Unternehmens 1LIMS im Jahr 2018 nach wie vor und welche Unterstützung-/en haben euch dabei geholfen?
Wir wollen uns stetig verbessern und entwickeln unsere Software deshalb laufend mit unseren Partnern aus der Industrie weiter. So erfahren wir direkt von unseren Nutzern, was für sie relevant ist und welche Anforderungen sie täglich begegnen. Zugleich ist es aber auch eine Herausforderung, die Vielzahl der Inputs zu filtern und sich auf die für alle relevantesten Anpassungen zu beschränken. Die wichtigste Unterstützung, damit wir garantieren können, dass wir 1LIMS sinnvoll weiterentwickeln und uns nicht verzetteln ist der Austausch mit unseren Kunden.
Was bedeutet euch die Nomination für den Preis des START Award 2020?
Wir sind absolut positiv überrascht und können es nicht glauben! Wir haben nicht damit gerechnet und freuen uns umso mehr über die Nominierung. Die Visibilität, welche der START Award Jungunternehmen bietet, ist toll und es ist schön für die harte Arbeit anerkannt zu werden und wir finden es grossartig die Möglichkeit zu bekommen, unsere Idee und unser Tun einem breiten Publikum präsentieren zu können und gleichzeitig, Menschen zu motivieren und inspirieren, ihre eigenen Ideen umzusetzen.
Welche Chancen und Potentiale seht ihr für euer Start-up?
Die Digitalisierung hat erst begonnen und vor allem bei den QM/QS Prozessen sowie der allgemeinen Rückverfolgbarkeit und Transparenz von Wertschöpfungsketten gibt es viel zu tun. Wir sind überzeugt, dass wir in der Schweiz und anschliessend in unseren Nachbarländern grosses Wachstumspotenzial haben. Ergänzend arbeiten wir auch an einer Integrationsplattform für Laborgeräte was ein sehr relevantes Thema für viele Firmen darstellt.
Was sind die Ziele von 1Lims für das Jahr 2020?
In diesem Jahr wollen wir vor allem weiter in der Schweizer Lebensmittelindustrie, als auch mit weiteren Auftragslaboren wachsen. Unsere Kundennähe und die
gemeinsame Weiterentwicklung von 1LIMS steht weiter im Fokus mit dem Ziel, die bestmögliche Lösung für unsere Kunden anzubieten. Gleichzeitig arbeiten wir eifrig an der Integrationsplattform für Laborgeräte, um die Vernetzung und den Datentransfer einfacher und effizienter zu machen. Ausserdem stehen Risikobasierte Testpläne, als auch Module wie für die digitale Geräteverwaltung oder Entwicklungstools für die Forschung auf dem Projektplan.
Hier erfahrt ihr mehr über das Start-Up 1Lims.
Sina Lutz - 22.01.2020